Hätten Sie's gewusst?
Der chauffeur
Früher bestand die Besatzung einer Dampflokomotive aus zwei Personen, dem Mechaniker und dem Chauffeur. Der Mechaniker war für den einwandfreien Betrieb der Lokomotive zuständig und der Chauffeur (von dem frz. Verb „chauffer“ = heizen) kümmerte sich um das Feuer. Er musste für ausreichend Druck im Kessel sorgen. Auch die ersten Straßenkraftfahrzeuge funktionierten mit Dampfantrieb und auch hier musste das Wasser im Kessel vom Fahrer erhitzt werden. Aus diesem Grund wurde bei der Benennung der Fahrer spontan auf die Bezeichnung „Chauffeur“ zurückgegriffen. Diese Gewohnheit ist geblieben – auch nach der Einführung des Benzinmotors wurde ein Fahrer im Französischen als Chauffeur bezeichnet. Doch nach und nach wurde dieses Wort nur noch bei der Bezeichnung von berufsmäßigen Fahrzeugführern verwendet: z. B. „chauffeur de maître“ (Meisterfahrer), „chauffeur de taxi“ (Taxifahrer), „chauffeur de camion“ (LKW-Fahrer) oder auch „chauffeur de bus“ (Busfahrer). Die Nicht-Berufskraftfahrer sind mit der Zeit auch im Französischen wortwörtlich zu Fahrern („conducteurs“) geworden, mit Ausnahme der schlechten Autofahrer: Die werden „chauffards“ (Verkehrsrowdys) genannt.
Die Karosserieformen
Die Karosserien der ersten Automobile stammen direkt von den Pferdewagen ab. Sie wurden mit den gleichen Techniken, den gleichen Formen und, in den meisten Fällen, von den gleichen Handwerkern gebaut. Auf diese Weise wurden die ersten Autos nach dem Vorbild der Vis-à-vis (Wagen mit gegenüberliegenden Sitzbänken), des Phaetons (Herrenkutsche), der Fiaker (zweispännige Lohnkutsche) oder des Coupés (vierrädrige Kutsche mit zwei Sitzplätzen in einer Kabine) entworfen. Doch die Eigenheiten der Automobiltechnik, das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen und die Notwendigkeit, die Aerodynamik zu verbessern, führen dazu, dass die Konstrukteure und Karosseriebauer neue Formen entwickeln. Dann erschienen die ersten Motorhauben, die im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung zunahmen. Das Holz wurde durch Stahl ersetzt. Die scharfen Kanten wichen Rundungen und gespannten Linien. Trotz allem verwendete man jedoch weiterhin Bezeichnungen, die ursprünglich auf Pferdewagen bezogen waren, wie zum Beispiel „Coach“ (geschlossenes Auto mit zwei Türen aber vier Plätzen), „Coupé“ (geschlossenes Auto mit zwei Türen und zwei Plätzen), „Roadster“ (Auto mit zwei Plätzen und ohne Verdeck), „Cabriolet“ (Auto mit aufklappbarem Verdeck), „Berline“ (Auto mit vier Türen und vier Seitenfenstern) oder auch „Limousine“ (verlängerte Berline mit 6 Fenstern).
Der Scheibenwischer
Der Scheibenwischer wird fast zur gleichen Zeit eingeführt wie die Windschutzscheibe. Anfänglich ist es ein vertikaler Wischer, der von einem Teil gehalten wird, das aussieht wie ein umgekehrtes „U“ und am oberen Rand der Windschutzscheibe befestigt ist. Der Fahrer kann ihn bei Bedarf per Hand betätigen. Als geschlossene Karosserien immer mehr aufkommen, wird der Wischer mit einem Handkurbel-System verbunden, das der Fahrer zuerst in die eine und dann in die andere Richtung dreht. Der Fahrer hat also immer noch die Qual der Wahl: Entweder fährt er einhändig oder ohne etwas zu sehen! Im Laufe der 20er Jahre erscheinen die ersten automatischen, mit dem Motor verbundenen Scheibenwischer. Erstaunlicherweise ist die Geschwindigkeit der Wischer umgekehrt proportional zum Motorbetrieb; d. h. je schneller man fährt, desto langsamer bewegt der Scheibenwischer sich!
1924 entwickelt Bosch den elektrischen Scheibenwischer, der mit der Zeit durch die variable Geschwindigkeit, die Scheibenwaschanlage und flexible Wischblattträger optimiert wird. Doch zu Beginn des dritten Jahrtausends ist man der Meinung, darauf verzichten zu können und konzentriert sich eher auf die Behandlung des Glases.
Lenkrad links, Lenkrad rechts
Bevor es Automobile gab, fuhr man in den meisten Ländern auf der rechten Seite. Allerdings saßen die Kutscher auch auf der rechten Seite ihrer Sitzbank. Von dieser Position aus hatten sie die Ränder der unübersichtlichen Wege tatsächlich besser im Auge. Auf diese Weise konnten sie sich so dicht wie möglich am Straßenrand halten, wenn ein anderes Fahrzeug entgegenkam und mögliche Löcher oder Unebenheiten, die sich meistens am Straßenrand befinden, erkennen. Vor allem aber konnte der Kutscher den Fahrgästen von dieser Position aus die Tür zu öffnen, indem er auf der Seite des Bürgersteigs abstieg, wodurch er sich die Runde um die Kutsche herum sparte. Aus diesem Grund hat man bei der Einführung der ersten Autos das Lenkrad ebenfalls auf der rechten Seite angebracht.
Im Jahr 1919 war Citroën der erste Autohersteller in Europa, der das Lenkrad links platzierte, mit der Erklärung, dass langsamere Autos auf diese Weise einfacher überholt werden konnten. Alle anderen sind dem Beispiel gefolgt – abgesehen von einigen Luxuswagenherstellern, wie Salmson oder Delage.
Die „Taxis de la Marne“ (Taxis der Marne)
Anfang September 1914 steht die deutsche Armee so kurz vor Paris, dass nur noch eine schnelle und massive Gegenoffensive die Stadt retten kann. Die Front muss schnellstmöglich stabilisiert werden. Die Truppen werden mit dem Zug und mit Armeefahrzeugen dorthin gebracht, doch das reicht nicht. Da hat der General Gallieni, Gouverneur von Paris, die Idee, alle zur Verfügung stehenden Taxis der französischen Hauptstadt einzusetzen. Die alten Renaults versammeln sich auf der Esplanade des Invalides und in der Nacht des 6. September macht sich ein erster Konvoi bestehend aus 250 Taxis auf den Weg. Doch auch das reicht nicht aus, sodass die Polizisten alle Taxis der Stadt anhalten und schreien: « Beschlagnahme, kehrt in eure Garagen zurück! ». Rund 1000 Taxis sind an der Operation, die in der folgenden Nacht ihr Ende findet, beteiligt. Einige Fahrzeuge haben Pannen, andere verfahren sich, doch den „Taxis de la Marne“, wie sie fortan genannt werden, gelingt es fünf Infanterie-Bataillone, d. h. 4000 Mann, zu transportieren. Der Überraschungseffekt ist vollkommen. Die Schlacht an der Marne zwingt die Deutschen zum Rückzug.
Die „Flying Lady“ von Rolls-Royce
Bei den ersten Rolls-Royce konnten die Käufer die Kühlerfiguren ihrer Autos frei wählen. Beunruhigt durch den schlechten Geschmack einiger Kunden, entscheidet der Konstrukteur eine Kühlerfigur zu entwickeln, die des Rolls-Royce würdig ist. Daraufhin wurde der englische Bildhauer Charles Sykes damit beauftragt, die „Spirit of Ectasy“ (Geist der Verzückung), meistens „Flying Lady“ genannt, zu entwerfen. Die anmutige, zum Abflug bereite Figur, der wehende Stoff ihres Umhangs und die klaren Linien symbolisieren Geschwindigkeit und Geräuschlosigkeit, Grazie und Leistung.
Die nach dem Vorbild der Galionsfigur entworfene „Spirit of Ecstasy“ war ein durchschlagender Erfolg: 1920 gewinnt sie bei einem Wettbewerb für die weltweit schönsten Kühlerfiguren die Goldmedaille.
Die Käufer haben dennoch weiterhin die Wahl. So entscheidet sich ein amerikanischer Fleischwarenkönig zum Beispiel für eine silberne Wurst als Emblem für seinen Rolls-Royce. Doch solche Abweichungen sind selten und die geflügelte Dame bleibt die berühmteste Kühlerfigur der Welt. Diese Bekanntheit führt dazu, dass sie auch bei Dieben sehr begehrt ist. Um diesem Problem entgegenzuwirken, lässt sich die „Flying Lady“ versenken: Sobald man sie berührt, zieht sie sich auf mysteriöse Weise in die Kühlerhaube zurück. Das schützt nicht nur vor Dieben, sondern entspricht auch den neuen Sicherheitsnormen.
Peugeot und die 3-stellige Nummerierung
Im Jahr 1929 führt der 201 die 3-stellige Nummerierung ein. Die „0“ in der Mitte wird von einer ersten Zahl, die die Größe angibt und einer dritten Zahl, die das Auto chronologisch einordnet, umgeben. Die Null steht für das Loch, durch das man die Handkurbel einführt.
Pferdestärken und Steuer-PS
Bei der Einführung der Dampfmaschine wird eine Maßeinheit für die Leistung definiert. Sie gründet auf dem, was man bis dahin kannte: die von einem Pferd ausgeführte Arbeit. Innerhalb einer Sekunde kann ein Pferd 75 kg tragen und einen Meter weit befördern. Die Pferdestärke entspricht demzufolge 75 Kilogrammmetern pro Sekunde.
Der Staat, der sich sehr schnell dazu entschlossen hat, die Fahrzeuge zu besteuern, definiert die Steuerklassen nach der Fahrzeugleistung. Diese ist erstens aufgrund des Zylindervolumens einfach zu kontrollieren und verändert sich außerdem nicht; im Gegensatz zur tatsächlichen Leistung, die je nach Motoreinstellung, Alter und Zustand variieren kann. Also legt der Staat ein mathematisches Verhältnis fest: 1 Pferd entspricht 1/6 Liter des Hubraums.
Der Pariser Automobilsalon
Der erste Automobilsalon fand 1898 auf der Esplanade des Invalides in Paris statt. Die 269 anwesenden Aussteller mussten die Funktionstüchtigkeit ihrer Wagen auf einer Fahrt von Paris nach Versailles und zurück unter Beweis stellen. Die Veranstaltung wird zu einem großen Publikumserfolg. Im Jahr 1901 lässt der Salon sich im Grand Palais nieder und wird zu einer Institution. Hier wird Ansehen geschaffen und zerstört. Dieser Augenblick ist also von größter Wichtigkeit für die Konstrukteure; die Zukunft eines Modells wird größtenteils hier entschieden.
Bis zur Eröffnung wird das Geheimnis gut gewahrt. Die Fachjournalisten versuchen hinter dieses Geheimnis zu kommen, indem sie die Prototypen während der Testfahrten auf der Straße verfolgen. Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Citroën und dem Magazin „L'Auto Journal“, das bereits vor der offiziellen Präsentation Fotos des Citroën Modells DS veröffentlicht hatte, sind in die Geschichte eingegangen. Nach einem zweijährigen Verfahren hat das Magazin schlussendlich Recht bekommen.
Die Concours d'Elégance
Die Concours d'Elégance für Automobile, die in der Zwischenkriegszeit sehr beliebt waren, sind auf die „Blumenkorsos“ zurückzuführen. Im 19. Jahrhundert defilierten mit Blumen geschmückte Wagen und Kaleschen, die von jungen Vestalinnen präsentiert wurden, zu den Klängen der Fanfaren. Auf die Kaleschen folgten die Autos, auf die Blumen die das Chrom der Karosserien und auf die Vestalinnen die Filmstars sowie die Schönen und Reichen dieser Welt. Für die Hersteller von Luxuswagen und vor allem für die Karosseriebauer war eine Auszeichnung bei diesen Wettbewerben sämtliche Werbekampagnen wert.
Bade- und Kurorte wie La Baule, Vichy und Deauville boten den perfekten Rahmen für diese Veranstaltungen.